Neurologie

Die moderne Medizin hat sich als Folge des raschen Wissenszuwachses in der Erkennung und Behandlung von Krankheiten sowie der zunehmenden technischen Möglichkeiten in verschiedene Spezialfächer aufgeteilt. Unser Spezialgebiet, die Neurologie, ist die Lehre von den Erkrankungen des Gehirns und der Sinnessysteme (Sehen, Hören, Schmecken, Gleichgewichtssinn etc.), des Rückenmarkes und der davon ab- und zuführenden Nerven. Das Spektrum der Erkrankungen reicht hierbei von angeborenen (genetischen) Erkrankungen über Stoffwechsel-, Infektions-, Tumor- und Gefäßerkrankungen sowie unfallbedingte Erkrankungen bis zu Vergiftungen und Abbauvorgängen, sog. degenerativen Erkrankungen.

Durch den raschen Fortschritt der Untersuchungstechniken können immer mehr Erkrankungen des Nervensystems erkannt und durch operative und medikamentöse Behandlungsverfahren geheilt oder doch zumeist gebessert werden.

Ultraschalluntersuchung

Ultraschalluntersuchungen der Halsgefäße (Doppler- und Duplexsonographie)

Mit dem Ultraschallgerät können Ablagerungen in den Halsschlagadern oder Fehlbildungen der Gefäße sichtbar gemacht werden. Für die Untersuchung wird ein Ultraschallkopf auf den Hals beidseits aufgelegt, der unschädliche, für das menschliche Ohr nicht wahrnehmende Schallwellen aussendet. Über einen Lautsprecher hört man das Pulsieren des Blutes in den Gefäßen, wobei gleichzeitig die Pulskurven aufgezeichnet werden. Zudem kann das Bild des Gefäßes auf einem Bildschirm sichtbar gemacht werden.

Die Sonographie ist eine wichtige Untersuchungsmethode bei

  1. Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen, die durch eine schlechte Durchblutung des Gehirns ausgelöst werden.
  2. Kurz dauernde Seh-, Sprach- oder Bewegungsstörungen die Vorboten eines Schlaganfalls sein können (TIA = transitorisch ischämische Attacke), und durch Verstopfung von Blutgefäßen im Gehirn mit abgelösten Kalkablagerungen zustande kommen können.

Transkranielle Untersuchung

Mittels Ultraschall können auch die Gefäße im Gehirn untersucht werden. Eine spezielle Ultraschallsonde wird an natürlich dünnen Stellen des Schädels (“Knochenfenster“) aufgesetzt, z.B. an den Schläfen oder am Hinterhauptloch, von wo aus man die Gefäße des Gehirns untersuchen kann. Die transkranielle Ultraschalluntersuchung wird eingesetzt bei transitorisch ischämischen Attacken, Hirndurchblutungsstörungen, Migräneanfällen, Erkrankungen die mit Gefäßveränderungen im Gehirn einhergehen können.

Elektroenzephalogramm

Das Elektroenzephalogramm misst die elektrische Aktivität des Gehirns, ähnlich wie das EKG die elektrische Aktivität des Herzens aufzeichnet. Hierfür bekommt der Patient/in eine Haube aufgesetzt, mittels derer die Elektroden auf bestimmte Punkte der Kopfhaut aufgesetzt werden. Die Untersuchung ist absolut schmerzfrei und kann beliebig oft wiederholt werden. Das Gel, das einen guten Kontakt zwischen der Kopfhaut und den Messelektroden gewährleistet, führt zwar zu leichten Verschmutzungen der Haare, ist jedoch problemlos auszuwaschen.

Die Messwertergebnisse des EEG werden elektronisch aufgezeichnet, die Kurven des gesunden Menschen weisen ein ganz charakteristisches Muster auf. Abweichungen von diesem Muster stellen für den Arzt/die Ärztin wichtige Hinweise auf bestimmte Erkrankungen dar oder lassen deren Ursache erkennen. Das EEG wird oft bei folgenden Erkrankungen durchgeführt: Epilepsie, Entzündungen des Gehirns, Ohnmachtsanfälle, Schwindel, Kopfschmerzen, zur Verlaufskontrolle von Patienten, die Psychopharmaka erhalten. Während des EEGs, das in der Regel 20 Minuten dauert, liegen Sie mit geschlossenen oder auf Anweisung geöffneten Augen auf einem bequemen Stuhl. Die Mitarbeiterin wird Ihnen sagen, wann sie die Augen öffnen oder wieder schließen sollen. Unter Umständen werden Sie auch zu bestimmten Aktivitäten aufgefordert, um krankhafte Veränderungen unter Belastungsbedingungen erkennen zu können. So kann es z.B. notwendig werden, dass Sie

  • tief ein- und ausatmen
  • Ihre Reaktion auf flackerndes Licht untersucht wird
  • ein EEG bei gleichzeitigem Schlafentzug durchgeführ wird (gerade epileptische Veränderungen im EEG sind oft in einem normalen EEG nicht nachzuweisen, Anfallsmerkmale können jedoch durch Schlafentzug provoziert werden und dann im Schlafentzugs-EEG nachweisbar werden).

Elektromyogramm

Die Aktivität von Muskeln ist elektrisch messbar, da sie durch elektrische Impulse der Nerven gesteuert wird. In den zu messenden Muskeln wird eine nadelförmige Messelektrode gestochen, die beim Anspannen und Entspannen des Muskels die entstehende elektrische Aktivität sichtbar und hörbar macht. Wichtig ist diese Untersuchung bei Muskelerkrankungen wie z.B. schmerzhaften Muskelentzündungen oder vereinzelt auch bei Druckschädigungen der Nerven.

Evozierte Potenziale

Hierbei wird eine Messung der Funktionstüchtigkeit an Seh-, Hör- und Gleichgewichtsnerv, zentraler Gefühls- und motorischer Rückenmarksbahn durchgeführt. Im einzelnen können gemessen werden:

Visuell evozierte Potenziale (VEP)

Der Patient schaut auf einen Monitor, auf dem ständig verändernde Schachbrettmuster dargestellt werden. Am Hinterhaupt wird das dort eintreffende visuell evozierte Potenzial gemessen und gibt Aufschluss z.B. bei Schäden im Bereich der Sehnerven oder Sehbahn im Gehirn.

Akustisch evozierte Potenziale (AEP)

Der Patient hört über einen Kopfhörer einen akustischen Reiz (Klicks), die ein akustisch evoziertes Potenzial auslösen, je nach Muster der Potenziale können folgende Schädigungen nachgewiesen werden: Schädigung der Hörbahn, Schäden am Hörorgan, Schäden im Hirnstamm, auch bei Schwindelsymptomen, da die Gleichgewichtsbahn parallel zur Hörbahn verläuft.

Sensible evozierte Potenziale (SEP)

Ein Nerv wird über Elektroden in der Haut stimuliert, was vom Patienten in Form eines Kribbeln wahrgenommen wird. Es wird durch einen Computer die Zeit gemessen, bis der Impuls im Gehirn ankommt. Diese Methode dient der Erkennung von Veränderungen im Bereich des Rückenmarks bzw. der dort auf- und absteigenden Nervenbahnen welche zu Gangunsicherheit oder Gefühlsstörungen z.B. in den Beinen führen können.

Was ist Liquordiagnostik?

Die Diagnostik des Liquor cerebrospinalis (Nervenwasser) ist für die klinische neurologische Diagnostik eine Untersuchung die einer Blutentnahme vergleichbar ist. Es handelt sich um einen neurologischen diagnostischen Routine-Eingriff, der für eine ganze Reihe von Erkrankungsbildern in der Neurologie von entscheidender Bedeutung ist. Die Untersuchung erfolgt auf Wunsch des Patienten in Lokalanästhesie und kann somit schmerzlos durchgeführt werden. Die Untersuchung dient dem Nachweis oder Ausschluss von verschiedenen Erkrankungen, wie unter anderem:

  • Entzündlichen oder demyelinisierenden Krankheiten des Hirns und seiner Hüllen, des Rückenmarks und der Nervenwurzeln
  • Blutungen in den Subarachnoidalraum Meningosis carcinomatosa und sarcomatosa
  • Laboruntersuchung des Liquors

Normaler Liquor ist wasserklar. Trüber Liquor weist auf eine Meningitis hin, blutiger und xanthochromer Liquor auf eine Blutung in den Subarachnoidalraum.

Selektive Untersuchungen

  1. Immunglobuline
  2. IgG-Albumin-Index
  3. oligoklonale Banden
  4. spezifische IgG-, IgA- und IgM-Bestimmungen gegen Borrelien, Parasiten und Viren
  5. Kulturen
  6. Bakterien, Pilze, Viren, Mykobakterien
  7. Gram- und Ziehl-Neelsen-Färbung, Tuschepräparat
  8. VDRL und FTA-Test für Syphilis
  9. zytologische Untersuchungen für maligne Zellen
  10. DNA-Amplifikation (Polymerase- Chain- Reaktionen) bei Verdacht auf Tuberkulose und virale Krankheiten
  11. Cystatin C bei Amyloidangiopathie
  12. Antineuronale Antikörper bei Verdacht auf paraneoplastsiche Syndrom

Blinkreflex

Der Blinkreflex dient zur Hirnstammdiagnostik. Dabei wird getestet ob der Hirnstamm seine Aufgaben wie die Weitergabe des Blinkreflexes in der normalen Zeit absolviert.

Blinkreflex

Der Blinkreflex dient zur Hirnstammdiagnostik. Dabei wird getestet ob der Hirnstamm seine Aufgaben wie die Weitergabe des Blinkreflexes in der normalen Zeit absolviert.

Neuropsychologische Untersuchungsverfahren

Neuropsychologische Untersuchungsverfahren sind ausführliche Hirnpsychologische Testverfahren zur Abklärung der Hirnleistung bei beispielsweise beginnender Demenzerkrankung.

Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen in der Neurologie

Farbduplexsonographie extra und transkraniel (Ultraschaluntersuchung der Hals und Hirngefäße) Elektroenzephalogramm EEG (Aufzeichnung der Gehirnströme) Elektromyographie EMG (Untersuchung der Muskeln) Neurographie NLG (Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit motorisch und sensibel) Evozierte Potentiale (VEP, AEP,SEP) spezifische Hirnaktivität, ausgelöst durch visuelle, akustische und sensible Reize Liquordiagnostik (Entnahme des Nervenwassers im Bereich der Lendenwirbelsäule) Blinkreflex (Untersuchung der sensiblen und motorischen Aktivitäten von Gesichtsverven, „Hirnstamdiagnostik“) Neuropsycholgische Untersuchungsverfahren (z. B. Gedächtnistestungen Abklärung Demenz)