Epilepsie
Die Epilepsie ist eine häufige Neuralgiekrankheit des zentralen Nervensystems. Etwa fünf Prozent aller Menschen haben im Laufe ihres Lebens einen epileptischen Anfall (Quelle: WHO). Eine aktive Epilepsie entwickeln hingegen in Europa knapp ein Prozent.
Epilepsie ist grösstenteils kontrollierbar
… aber nicht heilbar
Die Epilepsie ist nicht ansteckend, und wird nicht durch eine psychische Grunderkrankung verursacht. Viele Epilepsiepatienten sind überdurchschnittlich intelligent. Zu den Berühmtheiten, von denen bekannt ist oder angenommen wird, dass sie Epilepsie hatten, zählen der russische Schriftsteller Dostojewski, Napoleon und der Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel, auf den der Nobelpreis zurückgeht. Mehrere Olympiamedaillengewinner waren ebenfalls anfallskrank. Eine Epilepsie kann derzeit nicht geheilt werden, aber bei manchen verschwindet sie mit zunehmendem jugendlichen Alter. Kinder mit so genannter kryptogener Epilepsie – Epilepsie mit unbekannter Ursache – haben einer Untersuchung zufolge eine Chance von 68 bis 92 Prozent, 20 Jahre nach der Diagnosestellung anfallsfrei zu sein. Eine optimal abgestimmte medikamentöse Therapie oder eine Operation kann daher diese Chance erheblich erhöhen.
Epilepsie ist eine Krankheit des Gehirns, bei der sich Gruppen von Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn anormal entladen. Neuronen erzeugen normalerweise elektrochemische Impulse, die auf andere Nervenzellen, Drüsen und Muskeln wirken und Gedanken, Gefühle und Handlungen auslösen. Bei Epilepsie ist die normale Nerventätigkeit gestört.
Epilepsie manifestiert sich unterschiedlich heftig. Die gestörte Nerventätigkeit bewirkt, dass Missempfindungen, seltsame Gefühle und Verhaltensweisen oder Anfälle, Muskelkrämpfe und Bewusstlosigkeit auftreten. Bei einem Anfall entladen sich die Neuronen bis zu 500 Mal in der Sekunde, viel schneller als die normale Rate von etwa 8 Mal pro Sekunde. Oft führt diese Bewusstlosigkeit zu Muskelkrämpfen. Bei manchen Menschen passiert dies nur gelegentlich, bei anderen dagegen bis zu mehreren hundert Mal am Tag.
Mögliche Ursachen für Epilepsie
Eine Epilepsie kann sich aufgrund falscher Nervenschaltungen im Gehirn, aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen Neurotransmittern (chemische Botenstoffe im Gehirn) oder aufgrund einer Kombination dieser Faktoren entwickeln. Man nimmt an, dass bei manchen Epilepsiepatienten die Spiegel der stimulierenden Neurotransmitter (steigern die Nerventätigkeit im Gehirn) zu hoch sind, während bei anderen die Spiegel der hemmenden Neurotransmitter (dämpfen die Nerventätigkeit) zu niedrig sind. All dies kann zu einer übersteigerten Nerventätigkeit führen und Fehlfunktionen verursachen.
Manchmal tragen Narben des Gehirns nach einer Kopfverletzung, einem Schlaganfall oder einer anderen Erkrankung versehentlich zur Entstehung von Nervenfehlverbindungen bei, die zu einer Epilepsie führen. In manchen Fällen wird eine Epilepsie durch Veränderungen in nicht-neuronalen Gehirnzellen, den Gliazellen, hervorgerufen. Diese Zellen regulieren die Konzentrationen chemischer Stoffe im Gehirn, die die Nervenentladung beeinflussen können.
Bei ungefähr der Hälfte aller Anfälle ist die Ursache unbekannt. In anderen Fällen sind die Anfälle dagegen eindeutig auf eine Infektion, eine Verletzung oder andere bekannte Störungen zurückzuführen.