Die parkinsonsche Krankheit
Morbus Parkinson betrifft in Deutschland schätzungsweise 20.000 Männer und Frauen. Erste Beschwerden werden häufig zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr bemerkt, aber die Krankheit kann auch bedeutend früher oder später beginnen. Die wichtigsten Symptome (Krankheitszeichen) sind eine Verlangsamung aller Bewegungen, eine Versteifung bestimmter Muskeln und manchmal (jedoch nicht immer!) ein feines Zittern von Hand und Fuss.
Die Verlangsamung der Bewegungsabläufe zeigt sich am ausgeprägtesten in der Schwierigkeit, eine Bewegung zu starten. Verlangsamung, Versteifung und Zittern sind oft einseitig betont. Leider wird das Zittern von der Umwelt oft zu Unrecht als Ausdruck von Alkoholmissbrauch interpretiert, was die Patienten spüren und sie kränkt. Es ist auch typisch, dass sich die Symptome (zum Beispiel das Zittern) beim Patienten verstärken, sobald dieser beobachtet wird, sich körperlich und geistig anstrengen muss oder in einer emotionalen Stresssituation befindet. Die Umwelt deutet die Blockaden oft als „psychisch bedingt" ("der Patient will nicht") – und das ist falsch. Tatsächlich kann er nicht.
Weitere Symptome, die in unterschiedlicher Ausprägung hinzukommen können: leise Stimme, gebückte Körperhaltung, Traurigkeit, Abnahme des Mienenspiels (Hypomimie), verlangsamte Denkabläufe sowie Störungen des vegetativen Nervensystemes (Schwitzen, Verdauungsstörungen, Schwierigkeiten beim Wasserlösen).
In späteren Stadien des Krankheitsverlaufes kann es durchaus vorkommen, dass bei Patienten innerhalb weniger Minuten Blockaden die Momente von guter Beweglichkeit ablösen. Der Patient kann darauf keinen Einfluss nehmen, was für ihn sehr belastend ist. Ein Arzt hat das ironisch einmal so beschrieben: "Parkinsonkranke gehen oft bei rot über die Strasse: bei grün können sie noch nicht losgehen, wenn sie dann doch losgehen können, ist die Ampel längst wieder auf rot gesprungen. Aber dann können sie nicht sofort wieder anhalten."
Bei jeder Patientin, bei jedem Patient drückt sich das Krankheitsbild etwas anders aus: Jeder hat seinen "eigenen Parkinson".
Ursache
Die genaue Ursache der Parkinsonkrankheit ist bis heute noch nicht bekannt. Man weiss folgendes: An einer bestimmten Stelle im Gehirn (in der so genannten „schwarzen Substanz" oder "Substantia nigra") kommt es zu einem beschleunigten, vorzeitigen Tod von Nervenzellen. Diese Zellen sollten den Wirkstoff "Dopamin" produzieren, der für die Übertragung von Signalen von einer Nervenzelle auf die nächste sorgt. Erst wenn 60 bis etwa 80 Prozent dieser Zellen abgestorben sind, zeigen sich erste Beschwerden: Die Beweglichkeit der Betroffenen ist dann beeinträchtigt.
Trotz intensiver Forschung konnte nicht herausgefunden werden, weshalb diese Nervenzellen überhaupt absterben. Die meisten Forscher glauben heute, dass es nicht eine einzige, sondern mehrere Ursachen für diese Krankheit gibt. Sie führen in unterschiedlicher Kombination zu verschiedenen Krankheitszeichen. Erbfaktoren spielen keine dominante Rolle. Die Vererblichkeit der parkinsonschen Krankheit kommt nur in seltenen Fällen vor. Vielleicht sind bestimmte Menschen anfälliger als andere, diese Krankheit zu entwickeln. Sicher ist sie nicht ansteckend.
Solange die Ursachen nicht bekannt sind, gibt es auch keine Behandlung, die das Übel an der Wurzel packt und eine Heilung bringt. Aber – im Gegensatz zu vielen anderen Krankheiten des Nervensystems – gibt es bei Parkinson wirksame Medikamente, die das Krankheitsbild über Jahre hinweg so unter Kontrolle halten, dass ein weitgehend normales Leben möglich ist. Dadurch ist die Lebenserwartung Parkinsonkranker annähernd so hoch wie bei Gesunden. Allerdings können in hohem Alter andere Krankheiten, verbunden mit Parkinson, zu Komplikationen und schliesslich zum Tod führen (dies war zum Beispiel bei Papst Johannes Paul II. der Fall). An Parkinson stirbt man nicht.
Häufigkeit
Weltweit sind etwa 0.1 bis 0.2% der Gesamtbevölkerung von Parkinson betroffen . Mit zunehmendem Alter steigt auch die Häufigkeit: Etwa 1% der über 60-Jährigen und bereits 2% der über 70-Jährigen sind betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass jährlich 1 Million Menschen daran erkranken. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Morbus Parkinson ist nach Morbus Alzheimer die am weitesten verbreitete neurologische Erkrankung (Krankheit des Nervensystems) bei älteren Menschen.
Medizinische Betreuung
Zur Behandlung der Symptome der Krankheit (leider nicht der Ursachen) stehen viele Therapieformen zur Verfügung. Prinzipiell unterscheidet man medikamentöse, chirurgische und ergänzende Therapieformen.
ParkinsonpatientInnen brauchen eine gute medizinische Betreuung. Wir empfehlen, regelmässig den Hausarzt aufzusuchen und etwa einmal pro Jahr den Neurologen.
Welche Medikamente genau eingesetzt werden, ob weitere Behandlungsformen (z.B. Physiotherapie) zur Verbesserung der Beweglichkeit nötig sind, ob und wann eine chirurgische Behandlung angezeigt ist, entscheiden die Ärzte (und der Patient). Trotz der Behandlung schreitet aber die Krankheit langsam fort, der Zellabbau im Gehirn lässt sich nicht stoppen. Patienten und Angehörige müssen sich mit der schmerzlichen Tatsache auseinandersetzen, dass diese Krankheit zu einer ständigen Begleiterin und die weitere Lebensgestaltung wesentlich beeinflussen wird.